Fokus von Fremd- und Selbstorganisation“
Naturwissenschaftliche, technische und natürliche Systeme sind nicht allein wegen ihrer Komplexität im Blickfeld der Forschung und Anwendung. Auf Grund der zunehmenden Komplexität solcher Systeme rücken zusätzlich Phänomene der Fremd- und Selbstorganisation in den Vordergrund. Wichtige Systemparameter wie Lebensdauer, Kontrollierbarkeit, Manipulierbarkeit und Zuverlässigkeit sind eng verknüpft mit der Erforschung von Struktur- oder Funktionserhaltung und Selbstorganisation, wie auch die Entwicklung der Nanotechnologie zeigt. .
Die „Natur“ lehrt uns, dass nur dynamische, nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ über Selbstorganisation sich einstellende, Ordnungsstrukturen Flexibilität und Anpassung zur effizienten Erfüllung der komplexen äußeren Anforderungen und Aufgaben ermöglichen. Allerdings muss man den Abbauprozessen im System durch konstruktive Einwirkung oder ordnende äußere Unterstützung – Zuführung von „Ordnungsenergie“ (Syntropie) – entgegenwirken, um einen stationären oder evolutionären Prozess zu erreichen und zu stabilisieren.
Auch außerhalb der Naturwissenschaften und der Technik ist das Thema „Fremd- und Selbstorganisation“ heute in analoger Weise relevant. Im Konzept des wandlungsfähigen Unternehmens dominieren die Prinzipien der geplanten Evolution und der gelenkten Selbstorganisation. Dabei ist wesentlich, dass neben der Flexibilisierung durch Selbstorganisation – als notwendige Voraussetzung und Garant der Wandlungsfähigkeit – ein gewisses Minimum an Fremdorganisation unabdingbar ist. Eine zentrale Führungsaufgabe des wandlungsfähigen Unternehmens besteht darin, situativ zu bestimmen, welches Mindestmaß an Fremdorganisation die Selbstorganisation benötigt und stabilisiert.
Die Selbstorganisation wird zudem in der Modellmethode zur adaptiven Synthese komplexer Systeme genutzt. Betrifft die A-priori-Unbestimmtheit nur die Systemparameter – bei konstanter und bekannter Systemstruktur – so kann man adaptive Lernalgorithmen benutzen. Sehr oft benötigt man jedoch Algorithmen der Systemadaption und Methoden der adaptiven Synthese. Voraussetzung dieser Modellierungen ist aber die Annahme, dass alle Informationen über die Wechselwirkung zwischen den wesentlichen Variablen des modellierten Systems in den Beobachtungen der Normal- und Grenzbereiche enthalten sind. Der Modellierer muss lediglich in der Lage sein, diese Informationen extrahieren, um erfolgreich simulieren zu können. Diese Aufgabe ist eine sogenannte „nicht korrekt gestellte Aufgabe“.
Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition der Selbstorganisation, aber man kennt den Unterschied zwischen Selbstlernen und Selbstorganisation. Bei der Selbstorganisation wird auch die Systemstruktur durch Automaten ermittelt. Die weltweite Forschung hat gezeigt, dass die Wechselwirkung der Zellulären Automaten trotz der einfachen Regeln für die Zustandsänderungen erstaunlich komplexe räumliche Strukturen in der Zeit (Muster) erzeugt, die im Extremfall mit Selbstorganisation und Selbstreproduktion beschrieben werden können.
Entscheidend für die Praktikabilität, Kontrollierbarkeit und Realitätsnähe von Prozessmodellierungen sind die Prozesszeiten. Eine zentrale Frage ist die nach der erforderlichen Zeit, die ein System benötigt, um eine gewisse Komplexität zu erreichen. Aber auch das Informationsproblem ist für Prozessmodellierungen als Basis effektiver Steuerungen zu lösen. Geben dazu die natürlichen Strukturbildungsprozesse genügend Informationen preis, um die allgemeinen Prinzipien für die Entstehung hochkomplexer Strukturen zu finden? Welche Rolle spielt dabei die Verknüpfung von Selbst- und Fremdorganisation?
Schwerpunkte des Symposiums
- Naturwissenschaftlich-technische Systeme im Fokus der Fremd- und Selbstorganisation;
- Das Informations- und Zeitproblem und die Praktikabilität der Fremd- und Selbstorganisation;
- Kontrollierte Selbstorganisation im Mikro- und Nanobereich;
- Modellierung und Simulation zwischen Fremd- und Selbstorganisation;
- Flexible Technik und Selbstorganisation – Organic Computing;
- Konzept des wandlungsfähigen Unternehmens und Qualitätsmanagement.
Dr. W. Eisenberg (ASG), Prof. D. Fey (PII, Univ. Jena), PD Dr. Th. A. Runkler (Siemens AG, München),
Prof. Dr. B. Rheinländer (Institut für Experimentelle Physik II – Abtlg. Halbleiterphysik, Univ. Leipzig)
Prof. Dr. H. Herre (Institut für Informatik), Prof. Dr. Ing. habil. S. Altmann (VDE, HTWK Leipzig)
Prof. Dr. habil. B. Michel (Fraunhofer Micro Materials Centre Berlin), Dr. M. Franke (DLR),
Prof. Dr. K. Arnold (Institut für Medizinische Physik und Biophysik, Univ. Leipzig), Dr. U. Renner (ASG),
Prof. Dr. K. Kreher (Univ. Leipzig), Prof. Dr. D. Hentschel (VDI, HTWK Leipzig), Dr. K.-M. Meiß (ASG),
Prof. Dr. S. Trimper (Theoret. Physik, Univ. Halle-Wittenberg), Dr. H. Strauß (FKK Datensysteme AG, ASG),
Dr. W. Eisenberg (ASG) Prof. Dr.-Ing. D. Fey (PII) PD Dr.-Ing. Th. A. Runkler Eisenberg.Wolfgang@t-online.de Dietmar.Fey@uni-jena.de Thomas.Runkler@siemens.com Tel./Fax: 0341 9127120 Tel.: 03641 946390 Tel.: 089 636 45372
Mobil: 0172 5386018 Univ. Jena – (07743 Jena) Fax: 089 636 49767
Arnold-Sommerfeld-Gesellschaft e.V. Institut für Informatik Siemens AG, Corporate Technology
Thaerstr. 34, 04129 Leipzig Ernst-Abbé-Platz 1-4 CT IC 4, 81730 München
Programm
10. November 2005 – Ort: Neuer Senatssaal der Universität Leipzig, Ritterstrasse 26, 04109 Leipzig
(Chairman: Prof. Dr. rer. nat. habil. Konrad Unger)
10.15 Uhr: Dr. rer. nat. Wolfgang Eisenberg (ASG): Naturwissenschaftliche und technische Systeme im Fokus von Fremd- und Selbstorganisation – Kontrollierte Selbstorganisation im Nanobereich
10.45 Uhr: Prof. Dr. Marius Grundmann (Institut f. Experimentelle Physik II – Halbleiterphysik, Univ. Leipzig): Nano-Flüstergalerien und Licht – EU-Exzellenz-Netzwerk SANDiE
11.30 Uhr: Kaffeepause
12.00 Uhr: Dr. rer. nat. Roland Boran (ASG): Die Ordnung aus dem Chaos in der Chemie
12.30 Uhr: Dipl. Mathematiker Manfred Wolff (ASG): Herzdynamik im Fokus von Fremd- und Selbstorganisation
(Chairman: Dr. Wolfgang Eisenberg)
14.00 Uhr: Dr. rer. nat. Holger Strauß (FKK Datensysteme, Leipzig): Strukturbildung und Zeit – Wie entsteht Information?
14.20 Uhr: Prof. Dr. Konrad Kreher (ASG): Physik und Evolution
14.40 Uhr: Dr. rer. nat. Stefan Fiedler (ASG): Selbstorganisation und Evolution
15.00 Uhr: Prof. Dr. Andreas Schierwagen (Institut für Informatik, Univ. Leipzig): Das Gehirn als dynamisches, selbstorganisierendes System
16.00 Uhr: Prof. Dr. Stefan Sinzinger, Sebastian Stoebenau (TU Ilmenau, Technische Optik): Mikro- und nanostrukturierte optische Bauelemente im Lichte von Fremd- und Selbstorganisation
16.30 Uhr: Prof. Dr.- Ing. Dietmar Fey (Institut für Informatik, Universität Jena): Selbstorganisation in integrierten Schaltkreisen
17.00 Uhr: Dr. habil. – Ing. Thomas Maskow; Prof. Dr. Wolfgang Babel (Department of Environmental Microbiology, UFZ Centre of Environmental Research): Prinzipien der Selbstorganisation bei Prozessen der kontinuierlichen mikrobiellen Vermehrung und Produktbildungen
17.30 Uhr: Prof. Dr. Helmut Lieth (USF, Univ. Osnabrueck): External or internal control of the development of ecosystems
18.00 bis 19.30 Uhr: Abendessen
Ort: Ziegenledersaal der Universität Leipzig, Augustusplatz 10/11
11. November 2005 – Ort: Neuer Senatssaal der Universität Leipzig, Ritterstrasse 26, 04109 Leipzig
10.00 Uhr: Dr. rer. nat. Juergen Kaiser (ASG): Selbstorganisation und Systemanalyse
10.30 Uhr: Prof. Dr. Hendrik Richter (HTWK Leipzig, Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik, Institut für Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik): Optimierung in chaotischen Fitnesslandschaften
11.00 Uhr: Dr.-Ing. Martin Franke (DLR, Institut für Antriebstechnik, Berlin): Numerische Modellierung der Erosion in Verdichtern von Flugtriebwerken
11.30 Uhr: Prof. Dr. Heinrich Herre (Institut für Informatik, Univ. Leipzig): Levels of Reality
12.00 bis 13.00 Uhr: Mittagessen 13.00 Uhr: Prof. Dr.–Ing. Christian Müller-Schloer (Univ. Hannover): Organic Computing: Between Natural Sciences and Engineering
13.30 Uhr: Dr.-Ing. Falko Dressler (Computer Networks and Communication Systems, Univ. Erlangen-Nürnberg): Self-Organization in Ad Hoc Networks - the Past, the Present, and the Future 14.30 bis 15.00 Uhr: Kaffeepause
15.00 Uhr: Prof. Dr. Dagmar Hentschel (HTWK Leipzig, VDI): Agile Organisation – die Kommunikationsform der Zukunft 15.30 Uhr: Dr.–Ing. Thomas Runkler (Siemens AG, Corporate Technology – Information and Communication, München): Ameisen- und Wespenalgorithmen zur Optimierung von Logistiksystemen 16.00 Uhr: Dr. Karl-Michael Meiß (ASG): System-Instabilitäten im Fokus von Fremd- und Selbstorganisation 16.30 Uhr: Prof. Dr. Petra Schmidt (Hochschule Mittweida, WB MPI) : Der Bologna-Prozess als Herausforderung an Selbst– und Fremdorganisation Flexible Technik und Selbstorganisation – Organic Computing (Chairman: Dr.–Ing. Thomas Runkler)
14.00 Uhr: Ulrich Ramacher (Infineon): Selforganisation in Pulsed Neural Networks
Konzept des wandlungsfähigen Unternehmens und interdisziplinäres Projektmanagement
(Chairman: Prof. Dr.-Ing. Dietmar Fey)
17.00 Uhr: Abschlussdiskussion (Dr. W. Eisenberg, Prof. Dr.–Ing. D. Fey, Dr.–Ing. Th. Runkler)