Fuzzy-Logik und Systemmodellierung

 

Siegfried Gottwald

Universität Leipzig, Institut für Logik und Wissenschaftstheorie

 

Die sogenannte Fuzzy-Logik weicht von der gewöhnlichen, zweiwertigen Logik insbesondere dadurch ab, dass sie eine Graduierung, eine Abstufung des Zutreffens von Begriffen auf Gegenstände kennt. Auf dieser Basis ist sie bestrebt, ziemlich direkt mit nicht scharf fixierten umgangssprachlichen Begriffen zu operieren bzw. mit solchen Begriffen beschreibbares Wissen formal darzustellen.

 

Diese Situation gestattet u. a. solchen regelbasierten Systemen von Handlungsanweisungen, Anweisungen formal zu erfassen und vielfach deren Ausführung sogar direkt zu automatisieren, und die umgangssprachlichen Begriffe der genannten Art wesentlich zu benutzen. Diese Tatsache hat in den letzten Jahren zu einer Erweiterung des Einsatzgebietes von Computern und automatisierten Regelungen bis hinein in alltägliche Konsumgüter geführt. Diese Anwendungen haben z. T. aber auch die (mathematisch bedenkliche) Tendenz hervorgerufen, die unmittelbar auf diesen Anwendungstyp bezogenen Untersuchungen als Fuzzy-Logik zu bezeichnen, obwohl es sich aus mathematischer Sicht in erster Linie um Approximationen handelt.

 

Insgesamt jedoch zielt die Fuzzy-Logik auf eine weiter reichende Modellierung der alltäglichen Denk- und Schlussfolgerungsprozesse und beabsichtigt, diese in ihrem Teilbereich „approximatives Schließen“ ebenfalls der Automatisierung – etwa in Expertensystemen – zugänglich zu machen. Im Hintergrund steht dabei wohl oft auch die Vorstellung, dass das Alltagsschließen nicht angemessen durch die traditionelle Logik repräsentiert wird. Allerdings stellt die Fuzzy-Logik heute hinsichtlich dieser Ziele noch mehr eine Sammlung von Ansätzen und heuristischen Ideen dar denn eine auch nur einigermaßen konturierte und formal behandelbare Theorie.

 

Daneben allerdings gibt es eine formal mathematische Auffassung von Fuzzy-Logik als einer Klasse von Logiksystemen, die Ableiten aus unscharf gegebenen Mengen von Prämissen gestatten, und die sich natürlich in das Gesamtgebiet der mehrwertigen Logik einordnen.

 

Die für diese Entwicklungen grundlegenden Ideen werden vorgestellt, und es wird diskutiert, wie weit sie heute schon wissenschaftlich seriös ausgearbeitet  sind, wo ihnen noch klare Begründungen fehlen und welche Probleme generell durch diese neuartige Modellierungsstrategie unscharfer Informationen aufgeworfen bzw. stärker akzentuiert werden.