Universität
Leipzig, Institut für Logik und Wissenschaftstheorie
Die sogenannte Fuzzy-Logik weicht
von der gewöhnlichen, zweiwertigen Logik insbesondere dadurch ab, dass sie eine
Graduierung, eine Abstufung des Zutreffens von Begriffen auf Gegenstände kennt.
Auf dieser Basis ist sie bestrebt, ziemlich direkt mit nicht scharf fixierten
umgangssprachlichen Begriffen zu operieren bzw. mit solchen Begriffen
beschreibbares Wissen formal darzustellen.
Diese Situation gestattet u. a. solchen regelbasierten Systemen von Handlungsanweisungen, Anweisungen formal zu erfassen und vielfach deren Ausführung sogar direkt zu automatisieren, und die umgangssprachlichen Begriffe der genannten Art wesentlich zu benutzen. Diese Tatsache hat in den letzten Jahren zu einer Erweiterung des Einsatzgebietes von Computern und automatisierten Regelungen bis hinein in alltägliche Konsumgüter geführt. Diese Anwendungen haben z. T. aber auch die (mathematisch bedenkliche) Tendenz hervorgerufen, die unmittelbar auf diesen Anwendungstyp bezogenen Untersuchungen als Fuzzy-Logik zu bezeichnen, obwohl es sich aus mathematischer Sicht in erster Linie um Approximationen handelt.
Insgesamt
jedoch zielt die Fuzzy-Logik auf eine weiter reichende Modellierung der
alltäglichen Denk- und Schlussfolgerungsprozesse und beabsichtigt, diese in
ihrem Teilbereich „approximatives Schließen“ ebenfalls der Automatisierung –
etwa in Expertensystemen – zugänglich zu machen. Im Hintergrund steht dabei
wohl oft auch die Vorstellung, dass das Alltagsschließen nicht angemessen durch
die traditionelle Logik repräsentiert wird. Allerdings stellt die Fuzzy-Logik
heute hinsichtlich dieser Ziele noch mehr eine Sammlung von Ansätzen und
heuristischen Ideen dar denn eine auch nur einigermaßen konturierte und formal
behandelbare Theorie.
Daneben allerdings gibt es eine
formal mathematische Auffassung von Fuzzy-Logik als einer Klasse von
Logiksystemen, die Ableiten aus unscharf gegebenen Mengen von Prämissen
gestatten, und die sich natürlich in das Gesamtgebiet der mehrwertigen Logik
einordnen.
Die für diese Entwicklungen
grundlegenden Ideen werden vorgestellt, und es wird diskutiert, wie weit sie
heute schon wissenschaftlich seriös ausgearbeitet sind, wo ihnen noch klare Begründungen fehlen und welche Probleme
generell durch diese neuartige Modellierungsstrategie unscharfer Informationen
aufgeworfen bzw. stärker akzentuiert werden.